Offenbarung, 3. und 4. Juni, naTo, jeweils 20 Uhr, alle Infos: www.yann-yuro.com
Der zugezogene Leipziger Yann Yuro, der am 3. und am 4. Juni sein neues Programm „Offenbarung“ in der naTo präsentieren wird, ist der Europameister der Mental-Magie 2021. Das klingt nicht nur faszinierend, sondern bedarf der Aufklärung: Was ist Mental-Magie? Kann Yuro wirklich Gedanken lesen und die Zukunft vorhersehen. Wir haben beim Europameister nachgefragt
Hallo Yann, Sie sind gebürtiger Niedersachse und haben zwischen 2005 und 2009 in Leipzig Schauspiel studiert. Erzählen Sie doch mal: Wie haben Sie die Stadt und den Osten der Republik damals wahrgenommen? Und wie nehmen Sie den Osten heute wahr?
Oh, ich muss gestehen: Damals hab ich fast nichts von der Stadt mitbekommen. Das Schauspielstudium war wie eine Blase. Wir haben uns rund um die Uhr nur mit uns selbst und dem Theaterspielen beschäftigt. Das war eine extrem lehrreiche Zeit, aber zugleich auch wie das Leben in einer kunstbesessenen Sekte. 2014 bin ich als Mentalist nach Leipzig zurückgekehrt. Und nun kann ich endlich die Stadt als das genießen, was sie für mich ist: eine wundervolle Spielwiese für kreatives Arbeiten und Leben.
Wie und warum wird man als Schauspieler ein Mental-Magier? Und was genau ist das überhaupt?
Ich habe gezaubert, seit ich fünf Jahre alt bin. Das war schon immer meine große Leidenschaft. Das Theaterspielen kam später dazu. Beides hat ja einiges miteinander gemein: Ich stehe auf der Bühne und erzähle eine Geschichte. Nur dass ich beim Zaubern so tue, als sei die Geschichte real. Mental- Magie wirkt besonders real, weil hier keine Kaninchen auftauchen, sondern Gedanken getäuscht werden. Es geht um scheinbares Hellsehen, Hypnose und Gedanken- lesen. Das macht unglaublichen Spaß! Im wirklichen Leben bin ich kein guter Menschenkenner. Umso aufregender ist es, in meinen Shows den übermächtigen Mentalisten zu spielen.
Sie haben an diversen Welt- und Europameisterschaften der Zauber-kunst teilgenommen und sind sogar Europameister derselben. Wie läuft das ab? Was macht man da? Wie werden die Gewinner ermittelt?
Diese Wettbewerbe wirken fast wie Sportmeisterschaften. Man qualifiziert sich über mehrere Runden und tritt jedes Mal vor einem Publikum aus lauter Zauberinnen und Zauberern auf. Denen zeigt man eine zehnminütige Nummer, und eine Fach-Jury vergibt Punkte. Das Ziel ist also, einen Trick zu erfinden, den auch andere Zauberinnen nicht durchschauen. Ich habe einfach versucht, die mit viel Klamauk und bunten Bildern ab-zulenken. Das scheint funktioniert zu haben.
Lustig! Wie kann ich mir das Training, die Übungen eines Mental-Magiers vorstellen?
Die besonderen „Fähigkeiten“, die ich demonstriere sind – leider – nur vorgetäuscht. Ich laufe also nicht durch die Fußgängerzone und trainiere mit fremden Menschen das Gedankenlesen, sondern sitze zu Hause und denke mir immer neue Methoden aus, um Leute glauben zu lassen, ich wäre so etwas wie ein Jedi-Ritter. Die größte Arbeit ist dann das Ausarbeiten und Proben neuer Nummern. An dem Programm „Offenbarung“ habe ich über ein halbes Jahr geschrieben – und an machen Ideen daraus arbeite ich seit zehn Jahren.
Ihre Show „Offenbarung“ thematisiert laut Ankündigung die „Apokalypse.“ Warum? Inwieweit wollen Sie damit ein Statement setzen oder gar als politischer Magier verstanden werden?
Ich bin grundsätzlich optimistisch, was die Zukunft der Menschheit angeht. Aber einige Probleme scheinen wir nicht ernst genug zu nehmen. Leute, die mehr Ahnung haben als ich, sagen, dass wir beim Klimaschutz viel, viel, viel schneller sein müssten. Falls mein Programm Menschen dazu motivieren kann, dem Thema eine höhere Priorität einzuräumen, wäre ich sehr stolz. Es stimmt, dass die meisten Zaubershows völlig unpolitisch sind. Aber ich bin es vom Theater gewohnt, die Bühne auch als Diskursraum zu verstehen. Das gibt der Unterhaltung eine zusätzliche Bedeutung.
Was unterscheidet eine gute von einer sehr guten Zaubershow?
Puh! Wenn ich das wüsste, wäre alles, was ich mache, sehr gut. Ich denke aber, es hilft, wenn die Show auf jeder Ebene etwas Außergewöhnliches bietet. Wenn sie also nicht nur besonders erstaunlich ist, sondern auch besonders spannend, besonders witzig, besonders originell und so weiter. Danach strebe ich auf jeden Fall. Dafür arbeite ich mit verschiedenen Leuten zusammen, die unterschiedliche Expertisen beisteuern. Teamwork ist der beste Trick.
Wollen Sie abschließend Leipzig oder Freunde grüßen?
Zuerst einmal vielen Dank an die naTo und den „Magic Monday“ – das sind zwei Institutionen der Stadt, ohne die ich so eine Show niemals produzieren könnte. Und dann grüße ich den Cossi und den Coffeeshop „7Shots“. Leider sehe ich in letzter Zeit viel zu wenig von euch!
Text: Max Feller