Gift und Glitzer, 3. Mai bis 14. Juni, Galerie „The Grass is Greener“ in der Spinnerei Leipzig, alle Infos: www.undine-bandelin.de
Die Malerin Undine Bandelin, Jahrgang 1980 und geboren in Jena, hat an der Burg in Halle studiert und lebt seit 2012 in Leipzig. Jetzt zeigt sie ihre Arbeiten in der Schau „Gift und Glitzer“ in der Messestadt. Grund genug, bei Bandelin nachzufragen
Der Eröffnungstext zu Ihrer Schau spricht davon, dass Sie schon immer nackte Menschen dargestellt haben, dass sich aber die Art, wie Sie diese Nacktheit präsentieren, gewandelt hat. Warum?
Stimmt, mein Bildpersonal war schon immer nackt gewesen. Mich interessieren die Ambivalenzen und Widersprüchlichkeiten, die dem Menschen innewohnen und die Eigenschaften, welche wir alle lieber unter den Teppich kehren würden. Die Nacktheit ist ein Mittel, diese Dinge offenzulegen – wie ein psychologischer Blick, der unter die Haut geht. Gleichzeitig war es auch immer ein Weg, die Bilder ins Groteske zu verlagern, da den Menschen in den Bildern auch selten bewusst zu sein scheint, dass sie nackt sind. Und das ist auch lustig – wie bei dem Märchen „Des Kaisers neue Kleider“. In der neuen Werkserie „Gift und Glitzer“ wird dem Betrachter vor Augen geführt, dass die Masken der Moral, die Fassade des Anstandes und des Respekts gefallen sind.
Der Eröffnungstext spricht von einer demokratischen schrankenlosen und fragmentierten Freiheit, die sich gegen die Demokratie selbst wendet. Erklären Sie das bitte!
Ein Hauptwerk der Ausstellung trägt den Titel „Das Versprechen“. Es ist 240 mal 380 Zentimeter groß, zeigt eine Art groteske Krönungszeremonie, in welcher im Bildzentrum – auf einem erhobenen Podest – ein Schwein sitzt, zu dem die Menschen emporklettern, dabei gleichsam übereinander fallen. Der königliche Saal ist das ehemalige Bernsteinzimmer, die steinernen Figuren auf den Säulen schielen von oben auf diese Szenerie herab.
Warum heißt das Bild „Das Versprechen“?
Ja, wer oder was sitzt auf diesem Thron? Ein Trugbild, alte Dogmen, neue Versprechen? Das Schwein ist austauschbar.
Weil?
Der Mensch ist anfällig fur Ideen oder Personen, die einen Weg aus der Vereinzelung und Sinnsuche versprechen, die vorgeben, eine Losung zu kennen. Was immer die Lösung oder das sogenannte Versprechen sein mag – das ist gefährlich, gerade in diesen politischen Zeiten, in welchen die Grenzen zwischen Wahrheit und Lüge verwischt werden, der Autoritarismus immer skurrilere Züge anzunehmen droht. Nicht ohne Grund ist der Ausstellungstitel dem Bildkosmos von George Grosz entnommen. Manche Parallelen waren vor 100 Jahren schon da. Das vollständige Interview ist auf www.facebook.com/FrizzLeipzig einsehbar.
Text: Mathias Schulze