Das geheime Theater, vom 2. November bis Ende Februar, in der Weinhandlung „Geier Vino Vino“ in der Demmeringstraße 34 am Lindenauer Markt, alle Termine: www.geheimestheater.de
Er ist Deutscher Meister der Close-Up-Magie 2022 oder auch Taiwanesischer Meister der Close-Up-Magie 2023 und hat beispielsweise regelmäßig ausverkaufte Shows in der Leipziger naTo in den Knochen. Doch jetzt wagt der spanische Zauberer und quer durch die Welt reisende Wahlleipziger Alfonso Rituerto einen neuen Schritt: Mit dem „Geheimen Theater“ am Lindenauer Markt, das monatlich acht Zaubershows präsentiert, hat Rituerto einen exklusiven Ort der Zauberei in Leipzig geschaffen, der sich bald sogar zu einem ganzen Haus der Magie auswachsen soll. Grund genug, bei Rituerto nachzufragen
Hallo, Rituerto, zuerst: Welche Wege führten Sie nach Leipzig?
Ich bin 2010 nach Deutschland gekommen, um in Jena Philosophie und Kunstgeschichte zu studieren. Dort habe ich dann schon eigene Zaubershows angeboten. Und im Herbst 2014 kam ich nach Leipzig, weil ich viel Gutes gehört hatte. Hier gibt es viele Bühnen für mich.
Wie begann das mit der Zauberei?
Meine Familie ist eher eine Wissenschafts-Familie, also ohne jegliche Bühnenerfahrung. Aber mein Vater hat immer gern Zaubershows im Fernsehen geschaut. Als meine kleine Schwester ein paar Tricks erlernte und vorführte, bin ich neidisch geworden: Das wollte ich auch! Und in meiner ehemaligen Studentenstadt Madrid war ich in der Hauptstadt der Zauberkunst. Ich habe mir viele Shows angesehen, habe dort die besten Magier und Magierinnen der Welt bestaunen dürfen. Bereits in Madrid habe ich mit 17 oder 18 Jahren zu üben angefangen.
Autodidaktisch?
Ja, mithilfe von Büchern. Tür zu, Musik an und stundenlanges Üben. Auch im Stau vor Madrid konnte ich wunderbar üben. Es entwickelte sich bei mir eine verrückte Leidenschaft. In Jena intensivierte sich das dann noch einmal. Ich war dort anfangs einsam, mein Kartenspiel war mein bester Freund. Na ja, und dann habe ich in Jena Bühnen gefunden. Ich wollte zeigen, was ich kann. Anfangs war ich sehr aufgeregt, litt unter Lampenfieber. So musste ich auch einmal einen Auftritt absagen oder abbrechen, weil mir die Schweißtropfen auf die Karten fielen.
Das hat sich gelegt.
Ja, Gott sei Dank!
Und jetzt gründen Sie in Leipzig einfach mal ein neues Theater namens „Das geheime Theater“. Was ist das? Wie kommt es dazu?
Ich suche in Leipzig nach einem Ort, den ich zu einem Haus der Magie formen kann. Bisher hatte ich einige wunderbare Angebote, die aber leider zu teuer waren. Deswegen bin ich jetzt erst einmal bis Ende Februar mit acht Shows pro Monat in einer Weinhandlung untergekommen. Den Ort am Lindenauer Markt nehme ich aber nicht als Zwischenlösung wahr, ich habe ihn zwar nur für fünf Monate, weil das Haus dann renoviert wird, aber ich bin so verrückt, dass ich den Ort ideal und perfekt für meine Belange gestaltet habe.
Ein Haus der Zauberei in Leipzig. Das klingt ambitioniert. Warum denn gleich ein ganzes Haus?
Seit 2015 lebe ich ausschließlich für und von der Zauberei. Wenn ich mich irgendwo einmiete, muss ich meine Bedingungen, die ich für die Show brauche, jedes Mal selbst arrangieren. Mein „Magic Monday“ in der naTo ist immer ausverkauft, aber ich muss jedes Mal die Bestuhlung ändern, jedes Mal die Bedingungen des Hauses an meine Show anpassen: Vorbereiten und abbauen. Ich will ein Haus, in dem ich nur das Licht einschalten muss, damit es losgehen kann. Außerdem will ich in dem Haus die magische Community aus ganz Deutschland, eigentlich aus der ganzen Welt, begrüßen können. Dort sollen sich Zauberer und Zauberinnen treffen und austauschen können. Perfekt wäre es, wenn ich unten die Showund Begegnungsräumlichkeiten hätte und oben wohnen könnte. Also, ein Ort mit 150 bis 200 Quadratmetern. Ein Ort, wo Leute zwar was Gutes essen und trinken können, aber deswegen kommen, um in die Welt der Zauberei einzutauchen.
Man darf sich bei Ihnen melden.
Unbedingt!
Reden wir über Ihre Kunst: Die Menschen wissen, dass Sie nicht in echt zaubern, sondern mit Tricks arbeiten. Warum lassen sie sich trotzdem begeistern?
Das ist ein Klischee. Holla! Es gibt viele Leute, die denken, ich kann in Wirklichkeit zaubern!
Bitte?
Manchmal ist das lustig, aber manchmal auch gefährlich. Manchmal werde ich nach den Shows von Menschen in Not angerufen und sie suchen mich und die Zauberei – übrigens gegen gute Bezahlung – als Hilfe auf.
Wohlan!
Ich kläre dann auf, verweise darauf, dass es sich um gut trainierte Tricks handelt. Einmal wurde mir sogar gesagt, dass ich lügen würde, dass ich doch wirklich zaubern kann.
Was uns dazu führt, dass die Shows ja vom Spiel mit dem Übersinnlichen leben.
Absolut! Ich bin so selbstbewusst – das zeigen ja auch meine Auszeichnungen – zu sagen, dass ich sehr gut bin, dass meine Magie sehr stark ist. Ich will auch, dass die Leute das magische Gefühl sehr stark fühlen. Sie sollen nicht nur denken, dass der Spanier ganz lustig ist, sondern es soll ihnen den Atem verschlagen.
Ich komme bald vorbei.
Unbedingt!
Text: Mathias Schulze